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„Ich fühlte mich durch die Musik wie im Himmel“

Messe von Rheinberger erfüllt die Kirchenbesucher mit Freude

Wie beim Gloriagesang der Engel im Himmel habe er sich gefühlt, lobte Pfarrer Wernher Bien nach dem Stefani-Gottesdienst in der Pfarrkirche Feldkirchen, den der Kirchenchor Feldkirchen-Mitterfelden mit bekannten Musikern der Region unter der Leitung von Ralf Halk musikalisch gestaltet hat. Mit der Messe in C-Dur von Josef Gabriel Rheinberger strahlte der Chor mit seinen choreigenen Solisten solch eine ansteckende Freude aus, dass am Schluss bei „O du fröhliche“ der vollbesetzte Kirchenraum mit allen Besucherinnen und Besuchern den Refrain mit „Freue dich, o Christenheit“ lautstark anstimmte, als hätte die Musik Rheinbergers tatsächlich den Himmel in den Kirchenraum gezaubert. Die Höhepunkte für die religiöse Andacht und den Hörgenuss waren sicherlich mit brillanter Klanggestaltung die jeweiligen Solistenquartette mit Regina Winkler, Sopran, Rosa Galler, Alt, Hans Winkler, Tenor und Carsten Schwantes, Bass.

            In seiner Predigt spannte Karl Bayer den Bogen von der weihnachtlichen Festfreude, die sich im Chorgesang spiegelte, zum „eigentlichen Helden des heutigen Tages, dem heiligen Stefanus", dessen Martyrium in der Apostelgeschichte beschrieben ist. Der geöffnete Himmel, den dieser sah, gelte auch für die Menschen heute, so Bayer. Gott sei für alle „Immanuel, also ‚Gott mit uns‘, Jahwe, der ‚Ich-bin-da‘ und Christus, der Retter und Erlöser“. Bayer bezog sich auch auf das Evangelium aus Matthäus 10 und den Satz „Wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet“. Er zitierte Franz von Sales, der betonte, wie wichtig „Gottvertrauen und Gottestreue" seien. Mit Antoine de Saint-Exupéry blickte Bayer auf das Jahr 2023 zurück: “Wenn Menschen gottlos werden, dann sind die Regierungen ratlos, Lügen grenzenlos, Schulden zahllos, Besprechungen ergebnislos; dann ist die Aufklärung hirnlos, sind Politiker charakterlos, Christen gebetlos, Kirchen kraftlos, Völker friedlos, Sitten zügellos, Mode schamlos, Verbrechen maßlos, Konferenzen endlos, Aussichten trostlos”. Dieser Satz klingt so aktuell, als hätte Exupéry ihn gestern erst gesagt. Kindern und Enkeln daher Wege aufzuzeigen, das Angebot von Gottes Liebe anzunehmen, das sei unsere Aufgabe, befand Karl Bayer. „Mache es wie Gott, werde Mensch“, empfahl er mit einem vieldeutigen Satz. Unser Ziel müsse es sein, Gottes Frieden in unser Herz kommen zu lassen und Frieden zu stiften, damit Weihnachten wirklich Weihnachten ist. Diese Inhalte sind alle auch in den lateinischen Texten der einzelnen Messteile enthalten.

Ob die Bitte um Erbarmen im Kyrie oder der Lobpreis im Gloria, ob die Glaubensgewissheit im Credo mit der Zuversicht auf das ewige Leben besungen werden oder das Hosanna im Sanctus, alles zielt auf die Segensbitte im Benedictus und die Bitte um Frieden im Agnus Dei ab. Die romantische Musiksprache Rheinbergers lässt - besonders in der Dynamik bei den Pianissimostellen und dem Anschwellen des Klangs im Crescendo, aber auch im „Herzschlag“ der rhythmischen Begleitung,  etwa im Sanctus oder bei „Et resurrexit tertia die“ im Credo - viel Gefühl zu und unterstreicht dies mit der Chromatik in der Harmonik. All dieses brachte der bestens disponierte Chor hörbar zum Ausdruck. Die intensive Einstudierung durch Ralf Halk, der Chor und Orchester durch alle Herausforderungen der Komposition führte, zeigte reiche Frucht.

            Der Komponist greift auch auf die barocke Tradition der Fuge und des Fugato zurück und intensiviert mit der Symbolik seiner Tonsprache die inhaltliche Aussage - den spirituellen Bezug zwischen Himmel und Erde, der sich mit dem Klang wie die aufblühende Knospe einer Blüte entfaltet. Auch in dem Weihnachtslied „Es ist ein Ros’ entsprungen“ wurde das symbolische Blümelein besungen, dass die Finsternis vertreibt. Mit herzlichem Applaus bedankten sich Pfarrer Wernher Bien und die Besucher bei Chor und Orchester für die berührende Musik.

Brigitte Janoschka

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